Verkehr & Autofahren – USA/Kanada

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Die Urlaube innerhalb der USA finden meistens als Mietwagenrundreise statt. Dabei gibt es im Vergleich zu uns in Europa ein paar wissenswerte Besonderheiten rund ums Autofahren und den Regeln im Verkehr. Obwohl nicht selten lange Strecken von mehreren hundert Kilometern bzw. Meilen (1 Meile = 1,6 Kilometer) am Tag zurückzulegen sind, fährt es sich abseits der großen Städte sehr entspannt. Bitte denkt daran, dass ihr fast ausschließlich Fahrzeuge mit Automatik-Schaltung vorfinden werdet.

Mit eurem deutschen Führerschein (in Papier-Format) seid ihr grundsätzlich berechtigt in den Vereinigten Staaten bzw. Kanada ein Fahrzeug zu führen. Dabei solltet ihr besser einen EU-Führerschein (Scheck-Karten-Format) haben, denn dieser ist von Format und Gestaltung den dortigen Dokumenten ähnlich. Das vermeidet vielleicht Missverständnisse bei einer Kontrolle. Zusätzlich empfiehlt der ADAC auch einen internationalen Führerschein mitzuführen. Wir haben das immer gemacht, sehen wollte ihn noch nie jemand. Diesen bekommt ihr für ca. 15,- € und mit drei Jahren Gültigkeitsdauer bei eurem Straßenverkehrsamt.

Tanken

Ich hatte schon vor dem ersten Urlaub in den USA gelesen, dass das Tanken etwas anders läuft als bei uns. Dort muss immer im Voraus bezahlt werden. An vielen Tankstellen habt ihr die Möglichkeit direkt an der Zapfsäule per Kreditkarte zu bezahlen. Also genauer gesagt, euch einen bestimmten Betrag zum Tanken freizuschalten. Leider klappt diese einfache Variante an einigen Tankstellen nicht. Grund dafür ist, dass ihr eine Postleitzahl (Zip-Code) eingeben müsst, welche bei nicht amerikanischen Karten oft auf eine Fehlermeldung hinausläuft. Bei uns war es bei den bekannteren Marken wie Chevron und Shell öfters möglich, aber auch nicht immer.

Die Alternative ist dann, in den Shop zur Kasse zu gehen, wo ihr natürlich auch in bar zahlen könnt, was aber sehr unüblich ist. Hier zahlt ihr den Betrag für den ihr Tanken wollt und dann wird euch die Zapfsäule freigeschaltet. Es wird nur abgebucht, was ihr getankt habt. Wollt ihr eine Quittung? Dann müsst ihr oft noch mal in den Shop. Manchmal bekommt ihr diese auch direkt an der Zapfsäule. Ab und an kann es sein, dass hier die Kreditkarte bzw. das Bargeld an der Kasse hinterlegen müsst und nach dem Tankvorgang dann im Shop erst genau abgerechnet wird.

Ein weiteres Alltagsproblem kommt zum Thema Tanken auch noch hinzu. Wie kommt ihr auf den Betrag, den ihr eingebt bzw. an der Kasse nennt? Ich weiß es meistens erstmal auch nicht. Wie groß ist der Tank? Wie viel ist noch drin? Was ist das eigentlich in Gallonen (1 Gallone = ca. 3,8 Liter) gerechnet? Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür und man setzt einfach immer einen höheren Betrag an. Denn wirklich abgebucht wird natürlich immer nur so viel, wie ihr auch gezapft habt.

Das Ganze klingt nicht nur sehr umständlich, das ist es auch tatsächlich. Aber daran wird keine Urlaubsreise scheitern. Nun seid ihr ja bereits darauf vorbereitet.

Zapfsäule Tankstelle USA

Verkehrsregeln

Bzgl. der Verkehrsregeln sind auch ein paar entscheidende Unterschiede festzustellen und diese solltet ihr auch beachten, da Bußgelder grundsätzlich sehr hoch sind und sofort zu bezahlen sind.

Ampeln

Es wird euch im Straßenverkehr direkt etwas sehr merkwürdig vorkommen. Die Ampeln sind meistens in der Mitte der Kreuzung oder fast schon auf der gegenüberliegenden Seite platziert. Das ist zunächst sehr irritierend, aber nachdem man sich nach kurzer Zeit daran gewöhnt hat, ist es sogar sehr übersichtlich.

In der Regel ist an Ampeln das Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt. Ihr müsst vorher kurz stoppen und euch vergewissern, dass der Verkehr die Weiterfahrt zulässt. Dies ist eigentlich nie so beschildert, sondern nur das Gegenteil, also wenn ihr es nicht dürft (No Turn on Red). Dies gilt so in den meisten Bundesstaaten. Also vorher genau informieren.

Vorfahrt Kreuzung

Von erheblicher Bedeutung ist, dass es kein „rechts vor links“ gibt. Das ist meiner Meinung nach die größte Umstellung. An Kreuzungen, ohne Ampeln, befinden sich daher grundsätzlich Stopp-Schilder an allen Zufahrten. Unter diesen ist dann ein zweites Schild zu finden mit der Aufschrift „4-Way/All way“. Das bedeutet, dass der Fahrer Vorfahrt hat, der zuerst an der Kreuzung angekommen ist. Wenn an allen vier Zufahrten per Stop&Go-Verkehr Fahrzeuge an die Haltstreifen heranfahren, muss man hier sehr aufmerksam sein. Im Zweifelsfall verständigt man sich mit Handzeichen wer als nächstes fahren darf. Das ist im ersten Moment sehr ungewohnt, aber es klappt erstaunlich gut.

Vorfahrt Kreuzung All Way USA Kanada

Highways/Interstates

Eine weitere Besonderheit gibt es auf Highways und Interstates bzw. vergleichbaren Straßen. Hier ist überholen auf der rechten Spur erlaubt und davon wird auch gut Gebrauch gemacht, wenn ihr als Tourist schön ordnungsgemäß fahrt. Am besten fahrt ihr immer auf der mittleren Spur. Hier habt ihr den besten Überblick und könnt mit weniger Spurwechseln ans Ziel kommen.

Die rechte Spur wird oft plötzlich zu einer Rechtsabiegerspur (must turn right). Ab und zu befinden sich Ausfahrten sogar auf der linken Spur, was man bei uns nicht so kennt.

Auf diesen Straßen findet man in der Nähe von Städten auch oft Carpool Lanes, auch HOV (High-occupancy vehicle lane) genannt. Diese sind zu Stoßzeiten deutlich leerer und können von euch auch befahren werden. Voraussetzung ist eine bestimmte Anzahl an Personen im Wagen. Oft reichen dazu bereits zwei Insassen, aber ihr solltet genau darauf achten wie viele es sein müssen, um keine Probleme zu bekommen.

Die Höchstgeschwindigkeiten sind je Bundesstaat und Art der Straße sehr unterschiedlich. Oft liegt das maximale Limit bei 65 m/ph (ca. 104km/Std.), auf Interstates auch gerne mal bei 75, aber sehr selten noch höher.

Schulbusse

Wirklich wichtig ist auch das Thema gelbe Schulbusse. Im Sommer seht ihr wegen der langen Sommerferien meist selten welche. Aber zu anderen Zeiten kann hier ein wirkliches Problem auf euch warten, bei dem die Polizei und Anwohner keinen Spaß verstehen.

Hält ein Schulbus mit seiner Warnblinkleuchte oder blinken am Straßenrand gelbe Leuchten, dann müsst ihr komplett anhalten. Sogar im Gegenverkehr! Kein Witz, kein Spaß, das ist enorm wichtig zu beachten. Ansonsten riskiert ihr empfindliche Strafen. 

Verkehrskontrolle

Solltet ihr mal in eine Verkehrskontrolle geraten, behaltet auf jeden Fall erstmal Ruhe. Die Polizei wird immer mit ihrem Fahrzeug hinter euch halten, also fahrt zügig rechts ran. Haltet die Hände am Lenkrad und macht keine merkwürdigen und hastigen Bewegungen. Die Cops in den USA können jederzeit auf bewaffnete Personen treffen und sind daher sehr vorsichtig. Lasst euch nicht davon irritieren, dass eine Hand immer in der Nähe der Waffe ist.

Bleibt freundlich, besonnen und fangt keine Diskussionen an. Ihr werdet in der Regel nach Führerschein und Zulassung gefragt. Für euren Mietwagen braucht ihr dann den Ausdruck mit der Bestätigung, die ihr bei der Ausfahrt aus der Mietwagenfirma bekommen habt. Es ist sicher von Vorteil zu sagen, dass man Ausländer und Tourist ist. Hört gut zu und fragt freundlich nach, wenn ihr etwas nicht verstanden habt. So wird eine Kontrolle auch störungsfrei verlaufen und man wird euch freundlich und hilfsbereit begegnen.

Verkehrskontrolle USA

Parken

Wenn ihr am Fahrbahnrand bzw. Bürgersteig farbige Linien oder Bordsteine seht, dann stellt euch dort besser gar nicht hin. Das kann von erlaubtem Kurzparken bis absolutes Halteverbot alles sein. Das braucht ihr nicht auswendig lernen. Einfach einen normalen Parkplatz suchen, denn die findet man eh an jeder Ecke. Im ländlichen Bereich ist das Parken fast immer kostenlos. Lediglich im Zentrum größerer Städte kostet es (teils viel) Geld. Selbst an Parkuhren könnt ihr oft bargeldlos mit eurer Kreditkarte zahlen. Das ist wirklich praktisch.

Bei längeren Aufenthalten in Städten kann es ggf. Sinn machen, dass ihr euch über die App eines Parkplatz-Vermittlers einen Parkplatz vorab reserviert. Das kann euch eine Menge Geld sparen.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. JayJay

    Für uns geht es bald für 6 Wochen im Camper los. Ehrlich gesagt habe ich aktuell doch vor allem vor den Verkehrskontrollen Respekt und hoffe fest in keine zu kommen. Die Videos und Berichte im Internet dazu sind grauenhaft. Das brauchen wir nicht. Wir hoffen das Beste!

    1. mikebdn

      Hey JayJay,
      das kann ich nachvollziehen. Aber ich war nun schon sehr oft in den USA und bin dort mehr Kilometer gefahren als die letzten Jahre in DE/EU 😉 – Ich bin noch nie in eine Kontrolle gekommen. Halte dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen (max 5 mph drüber fahren) und die übrigen Regeln und dann wird es dir vermutlich so ergehen wie uns. Und falls doch ganz ruhig bleiben. Sobald die erkennen, dass ihr nur Touris seid, sind die auch entspannter. Euch eine tolle Zeit dort drüben. 🙂

  2. Janine

    Danke für deine Erfahrungen!
    Hast du Erfahrungen gemacht mit dem Übernachten auf 24h Parkplätzen von Supermärkten?
    Anscheinend soll dies gut möglich sein. Als Schweizer bin da aber doch sehr unsicher ob das wirklich funktioniert.

    1. mikebdn

      Hallo Janine,

      Leider habe ich da keine konkreten Erfahrungen. Wir sind immer in der Kombination Mietwagen/Hotel bzw. Motel unterwegs.
      Aber auch von Bekannten mit z.B. Camper habe ich dazu nie was mitbekommen.

      Meine Erfahrungen von vielen Supermarkt Besuchen, zeigt nur, dass mir dies nie aufgefallen ist.

      Selbst an vielen Aussichtspunkten, Parks etc. Steht sehr oft ein Schild mit dem Hinweis „Day use only“. Da wird immer auf bestimmte Plätze hingewiesen, wo man nur übernachten darf. Daher habe ich ehrlich gesagt auch Zweifel.

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